Das Oracle Problem

Immer wieder kommt man beim Thema Bitcoin in Berührung mit dem Oracle Problem. Ich möchte hier kurz erklären, soweit dies als Laie möglich ist, wie ich dieses Gebiet in einen für mich sinnvollen Kontext bringe.

Was ist ein Oracle?

Es beschreibt, dass man Dinge, welche in der realen Welt existent sind, zwar digital oder anderswo niedergeschrieben abbilden kann, allerdings muss stets einer Drittpartei vertraut werden, dass diese Information richtig ist und nicht manipuliert wurde. Wenn jemand Goldzertifikate ausgibt, vertraut der Kunde, dass die Bestände welche abgebildet werden, tatsächlich physisch im Besitz des Herausgebers liegen. Dieses Vertrauen kann missbraucht werden, wird es das, führt es häufig zu Geschädigten.

Warum ist eine Blockchain wenig sinnvoll in Bezug auf das Oracle Problem?

Eine Blockchainanwendung macht wenig Sinn, wenn erst recht wieder einer Drittpartei auf Richtigkeit der Daten vertraut werden muss. Somit ist eine solche Anwendung per se nur ein digitalisiertes Kassabuch, mit Drittparteirisiko. Ein gängiges Beispiel für einen Anwendungsfall der sich ad absurdum führt wäre folgender. Eine Lieferung eines beliebigen Gutes, welche einen konstanten Kühlzustand zum Erhalt der Beständigkeit erfordert, soll anhand einer unveränderlichen Blockchain „bewiesen“ werden. Hier gibt es allerdings das Problem, dass der Sensor welcher die konstante Temperatur bezeugen soll und regelmäßig in die unveränderliche Blockchain hineinschreibt, selbst manipuliert werden kann. Der, der die Daten zur Verfügung stellt könnte also betrügen. Zudem kann das System selbst gehackt werden und es so zu einer Manipulation kommen. Sofern der Kunde nicht selbst seine Ware ständig überwacht, macht eine Blockchain allein keinen Sinn, genauso gut kann ich dem Lieferanten auch ohne diese Art von Technologie vertrauen. Selbiges gilt für die Tokenisierung von anderen Gütern, Assets und sonstigen Gegenständen in der realen Welt. Beispielsweise kann behauptet werden, dass ein Coin eine gewisse Menge Silber aus der Realwelt widerspiegelt, kontrollieren, dass das Silber tatsächlich hinterlegt ist, kann dies wiederum niemand. Selbst wenn das grau schimmernde Metall in einem Raum liegt und ständig auf einer Liveaufnahme zu sehen ist, bedeutet es nicht, dass die Liveaufnahme selbst nicht manipuliert ist. Eine Blockchain per se macht also keinen Unterschied zum jetzigen System, in welchem wir ständig Drittparteien vertrauen müssen.

Was hat Bitcoin damit zu tun?

Ihm gelingt es erstmals durch die Verschmelzung von Proof of Work, Dezentralität, Open Source Software und Blockchain, letztere überhaupt erst sinnvoll zu machen. Bitcoin schafft durch Proof of Work einen Bezug zur realen Welt, indem durch den vorgegebenen Algorithmus eine Rechenaufgabe, quasi ein Ratespiel (hashen) gelöst werden muss. Es besteht zwar die Möglichkeit durch Zufall den richtigen Hash zu würfeln und einen gültigen Block an die Blockchain anhängen zu dürfen und die dafür vorgesehene Belohnung einstreichen zu können, allerdings ist dies aufgrund von Wahrscheinlichkeiten extremst selten. In der Regel schafft mehr Rechenleistung mit sehr spezialisierten Maschinen mehr Treffer, als weniger Rechenleistung mit den selben spezialisierten Maschinen. Dadurch, dass davon ausgegangen werden kann, dass physisch aufgewandte Energie in Form von Strom dazu führt, dass Blöcke an eine nicht nach hinten manipulierbare Kette durch den vorgegebenen Algorithmus aneinander gehängt werden, besteht ein in sich geschlossenes System, das kein Eingreifen von außen erfordert, um das Funktionieren des Netzwerkes zu ermöglichen. Es bedarf also keiner externen Einflussnahme auf die Blockchain, das Netzwerk selbst schreibt sich und seine Transaktionen Block für Block in die unkorrumpierbare Blockchain. Die Miner sichern das Netzwerk durch Proof of Work, die Nodes (dezentrale Knotenpunkte im Bitcoinnetzwerk) kontrollieren das Netzwerk auf seine Richtigkeit. Daher ist es wenig förderlich, Bitcoin mit anderen Blockchainanwendungen zu vergleichen, welche nicht nach einem Proof of Work Mechanismus operieren und/oder zentral agieren. Bitcoin erfordert kein Eingreifen von der Realwelt, es gibt keinen Bedarf dafür, denn Bitcoin bildet nichts aus der Realwelt ab. Bitcoin schafft durch den Energieaufwand der Miner allerdings einen Bezug zur Realwelt indem das Netzwerk physisch messbare Energie in Form von Strom konsumiert. Somit unterliegt Bitcoin keinem Oracle Problem und muss dieses erst gar nicht lösen, er umgeht es ganz einfach.

Wozu Blockchain?

Blockchain macht, aus meiner Sicht, ausschließlich in einem Proof of Work Netzwerk Sinn und das wiederum auch nur dann, wenn es dezentral operiert. Laufen sämtliche Knotenpunkte auf einen zentral gesteuerten Ausgangspunkt zusammen, wäre eine Manipulation wieder einfach. Die Entität, die darauf zugreifen kann, hält hier die Macht in Händen. Lediglich Bitcoin schafft einen Anwendungsfall für eine Blockchain, alle anderen Anwendungen die mit einer solchen werben, werben gleichzeitig auch damit, dass man ihnen ganz einfach vertrauen soll, bei was auch immer sie tun.

Vertraue meinen Texten nicht blind, am besten ist es, wenn du die Inhalte selbst verifizierst. Keine Anlageberatung!

 
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