Fragerunde Nr. 22 - Milosz Matuschek
Zur Person
Milosz ist eine deutscher Journalist, Autor und Jurist. Seine Wurzeln hat er in Polen, wuchs allerdings in Deutschland auf. Nach seiner akademischen Ausbildung in München, Paris und Regensburg, welche er mit einem Doktor in Jura abschloss, widmete er sich dem Journalismus. Er schrieb für zahlreiche namhafte Medienhäuser, ehe er sich von diesen abnabelte, um das produzieren zu können, das er möchte, ohne vorgegebenen Narrativen folgen zu müssen. So entstand schlussendlich seine Homepage „Freischwebende Intelligenz“, auf welcher er toll recherchierte Artikel veröffentlicht und ganzheitlich an die Themen, über die er sich äußert, herangeht. Des Weiteren baut er gerade eine komplett freies und offenes Ökosystem für Journalisten auf. Dort können diese, ohne Blattlinie, völlig frei und ohne der Gefahr Zensur zu erleiden, ihre Arbeit veröffentlichen. Das Projekt heißt Pareto und läuft über das Open Source Protokoll NOSTR. Hier besteht zudem die tolle Möglichkeit, dass man als Konsument, dem Journalisten über die Bitcoin Lightning Implementierung direkt eine Wertschätzung hinterlassen kann, im Sinne des Konzeptes „Value for Value“. Außerdem sollte noch gesagt sein, dass Milosz bereits einige sehr empfehlenswerte Bücher veröffentlicht hat, diese findet ihr hier. Abschließend kann ich zusammenfassen, dass sich der sympathische Journalist selbstlos und ohne sich beirren zu lassen, für Selbstbestimmung und Freiheit eines jeden Individuums einsetzt. Seine Taten sprechen eine klare Sprache, überzeugt euch selbst.
Milosz Matuschek hat mir seine Antworten auf dem Open-Source-Protokoll NOSTR zukommen lassen. Ich persönlich verwende auf dem Protokoll beispielsweise gerne Primal, ein Twitter-Klon.
1. Wer oder was hat dich auf Bitcoin aufmerksam gemacht?
Ein Freund aus Berlin wies mich Ende 2016 darauf hin, dass 1 BTC nun mehr wert sei, als eine Feinunze Gold. Ich fand das interessant und nahm es wohl zumindest so ernst, um mir einen Account bei Bitstamp zu holen – und kaufte dann erst mal Ripple (shame on me!). Davor hatte ich im Zusammenhang mit Wikileaks wohl zuerst von Bitcoin gehört, es aber nicht weiter verfolgt.
2. Wer hat dir am Anfang am meisten Bildung zu dieser Entdeckung vermitteln können?
Ganz klar Andreas Antonopoulos. Er war wohl der sichtbarste seriöse Erklärer, den ich mir wünschen konnte, von dort ging es weiter über Youtube Videos, Dokus und alles, was sich im Netz sonst finden ließ. In der Zeitgeist-Doku von Peter Joseph konnte ich kaum glauben, was ich über das Geldsystem erfuhr (Stichwort: fractional reserve banking). Da wurde mir zusätzlich klar: Wenn wir dem als Bürger nichts entgegensetzen können, sitzen wir in der Falle, wie Generationen vor uns, die immer wieder durch Hyperinflationen oder Währungsreformen enteignet wurden.
3. Wann hast du angefangen Bitcoin ernst zu nehmen?
Ich nahm mir Anfang 2017 gut sechs Monate Zeit, das Thema intensiv zu studieren, auch in punkto Geldtheorie (Carl Menger und Hayek waren diesbezüglich augenöffnend) und danach war mir klar, dass man es ernst nehmen musste. Mitte 2017 war ich ge-orangepilled. 2018 schrieben wir mit Philipp Mattheis das Buch „Kryptopia“ zum Thema, eines der ersten Bücher auf deutsch zu dem Thema (das aber kaum jemanden interessierte…but we told you so!) :)
4. Wohin wünschst du dir, dass sich unsere Gesellschaft durch Bitcoin entwickeln könnte?
Ich hoffe, dass sich viele Menschen die Funktionsweise von Bitcoin anschauen und sich fragen, wie man ähnliche Prinzipien (don`t trust: verify; Dezentralität, Kooperation durch positive Anreize etc.) auch sonst umsetzen kann. Bitcoin gibt Motivation zur Selbstermächtigung. Und wenn es beim Geld schon klappt, warum dann nicht bei anderen Themen? Die große Chance für die Zukunft sehe ich in der Herausbildung ganz neuer kooperativer Handlungsweisen, die vielleicht eine neue Lebensweise mit sich bringen.
5. Wo siehst du deine Aufgaben auf diesem Weg?
Ich bin im Journalismus verwurzelt. Mit meiner Arbeit leiste ich gerne einen Beitrag in punkto Aufklärung zu dem Thema. Die ersten Artikel veröffentlichte ich zu Bitcoin in der NZZ im Jahr 2018, als viele mich noch seltsam anschauten. Inzwischen ist das Interesse merklich gewachsen, die Kompetenz bei vielen Medien jedoch noch nicht, das eröffnet ein gewisses Vakuum, das es zu schließen gilt. Konkret versuche ich, die Prinzipien von Bitcoin auf Informationen und Medien zu übertragen. Neben sound money braucht es auch „sound information“. Warum vertrauen wir im Medienbereich noch Gatekeepern mit eigenen Interessen? Das Fiat-Kartell und Medien-Kartell funktionieren ähnlich. Konkret widme ich gerade dem Pareto-Projekt (www.pareto.space), wir bauen an einer Zugangsanwendung für Nostr, die zensursicheres Publizieren mit Zahlungen über Bitcoin/Lightning zusammenbringt. In Kürze werden wir der erste Client mit Newsletter-Funktion auf Nostr sein und damit der erste unzensierbare Newsletter/Blog-Client. Pareto ist also gerade am ehesten ein zensursicheres und trackingfreies Substack (ein großer Newsletter-Anbieter), also eine Anwendung, mit der jeder frei publizieren kann, ohne Gatekeeper. Es steht dann niemand mehr zwischen Autor und Leser, weder was die Inhalte, noch was die Bezahlung angeht. Historisch ist das ziemlich einmalig. Im nächsten Schritt wollen wir die Mitarbeit der Leser anregen und sie mit Anreizen am Prozess der Wahrheitssuche teilhaben lassen, sodass im Idealfall ein echter freier Marktplatz der Ideen entsteht, von dem niemand mehr ausgeschlossen werden kann. Also eine Art Information-Mining…da wären wir wieder bei Bitcoin. Wenn sowohl das Thema Geld und das Thema Information in den Händen der Bürger liegt und diesen nicht mehr entrissen werden kann, haben wir zwei wichtige Stellschrauben der Macht zurück in die Hände des Einzelnen gebracht. In diese Richtung muss es weitergehen. Aufregende Zeiten…
6. Wo nimmst du die Energie für deinen Antrieb her?
Das frage ich mich manchmal auch…es bereitet mir tatsächlich jedoch mehr Schmerzen zu sehen, dass wir als Menschheit bestimmte Werkzeuge, die es längst gibt, unzureichend nutzen und damit insgesamt unter unseren Möglichkeiten bleiben. Das versetzt mich in ziemliche Unruhe. Wenn ich dann Möglichkeiten sehe, dies zu ändern, setzt das hingegen viel neue Energie frei. Das Pareto-Projekt wurde u.a. von den Lesern meiner Publikation „Freischwebende-Intelligenz.org“ maßgeblich gefördert, auch alle Entwickler stammen aus dem Leserkreis. Es geht also auch anderen Menschen so wie mir und in so einem Team mit diesem Spirit dann mit anderen zusammenarbeiten zu können, ist ein enormes Privileg. Ach übrigens: Der Pareto-Client ist über pareto.space/read aufrufbar. Wer ihn testen will um damit längere Artikel zu schreiben, kann uns gerne seine Nostr-Npub zukommen lassen (wir sind noch im Testbetrieb) und dann kann es auch schon losgehen. In Kürze wird der Client gänzlich frei zur Verfügung stehen. Kontakt: milosz@pareto.space
Vertraue meinen Texten nicht blind, am besten ist es, wenn du die Inhalte selbst verifizierst. Keine Anlageberatung!